Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine, Schwanewede

Besucher_innen am Modell des Bunkers Valentin, 2012. Foto: Kasia Drelich, Tagungshaus Bredbeck

Bildungsangebote

Auf der Baustelle des U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen-Farge arbeiteten gleichzeitig bis zu 10 000 Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die in verschiedenen Lagern in der unmittelbaren Umgebung untergebracht waren. In einer ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Baracke bietet der Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine in einer ungewöhnlichen Dauerausstellung einen Überblick über diese Lagerlandschaft und dokumentiert zugleich den schwierigen Umgang mit dem lokalen historischen Erbe der Rüstungslandschaft in Bremen-Nord und Schwanewede.

Die Ausstellung in der Baracke Wilhelmine wird für Gruppen und Einzelbesucher_innen auf Anfrage geöffnet. Neben Führungen in der Dauerausstellung und in der Sonderausstellung zum „Lebensborn“ sind auch kombinierte Besuche mit dem Denkort Bunker Valentin oder eine Begehung der Lagerlandschaft im Umfeld des Bunkers mit fachkundigen Guides möglich.

Die Führungen in der Baracke können neben Überblickführungen auch zu speziellen Themen wie dem NS-Lagersystem und seinen Häftlingshierarchien oder auch zur Nachkriegsnutzung der Lager und zur Rezeption der NS-Geschichte angeboten werden.

Teilnehmer_innen im Hörsaal, 2012. Foto: Kasia Drelich, Tagungshaus Bredbeck

Teilnehmer_innen im Hörsaal, 2012. Foto: Kasia Drelich, Tagungshaus Bredbeck

 

In Zusammenarbeit mit dem Tagungshaus Bredbeck, der Bildungsstätte des Landkreises Osterholz, werden zudem mehrtägige internationale Gedenkstättenseminare angeboten. Kombinierte Angebote, die auch eine Unterkunft und Verpflegung für Jugend- und Erwachsenengruppen beinhalten sind im Rahmen dieser Kooperation möglich.

Historischer Ort

1936
Bau von Tanklagern für die Luftwaffe in Bremen-Farge

1938
Errichtung des Marinegemeinschaftslagers (u.a. Baracke Wilhelmine) für den Bau des Ölhofes in Bremen-Farge im Auftrag der Kriegsmarine durch die Organisation Todt

1940
Beschlagnahme von vier Baracken auf dem Gelände durch die Gestapo in Bremen zur Verwendung als Arbeitserziehungslager

1943
Baubeginn der U-Boot-Montagewerft Bunker Valentin in Bremen-Farge; Ausbau eines Zwangsarbeiter-Lagersystems für die benötigten Arbeitskräfte aus insgesamt 18 Nationen: KZ-Neuengamme Außenstelle Farge; Arbeitserziehungslager; Kriegsgefangenenlager; „Ostarbeiterlager“

1945
Auflösung des Lagersystems; Übergabe des Marinegemeinschaftslagers an den Landkreis Osterholz als Teilkrankenhaus Neuenkirchen; Übernahme des Lagers erst durch die britischen, später die amerikanischen Besatzungstruppen als Marine-Hospital; Unterbringung todkranker Häftlinge und Zwangsarbeiter aus der Umgebung und aus anderen Lagern, wie z. B. Sandbostel.

1947
Übergabe an die Innere Mission als Evangelisches Hospital Neuenkirchen; Einrichtung als Flüchtlingslager, Altenheim, Kinderheim

ab 1949
Gründung einer Volksschule im Hospital

1962
Umzug des Evangelischen Hospitals nach Lilienthal; Übernahme des Geländes durch die Bundeswehr als Camp Neuenkirchen, später Weser-Geest-Kaserne

2004
Abzug des Bundeswehr; Nutzung des Geländes als Gewerbepark Weser-Geest; Übernahme der Baracke Wilhelmine durch die Gemeinde Schwanewede; Nutzung durch die Heimatfreunde Neuenkirchen, Sparte Gedenkstättenarbeit; Beginn der Einrichtung als Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine

2008
Eröffnung einzelner Teilausstellungen, Beginn von Führungen und Veranstaltungen

Blick in die Ausstellung, 2012. Foto: Björn Herrmann, Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine

Blick in die Ausstellung, 2012. Foto: Björn Herrmann, Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine

Gedenkstätte

Der Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine in Schwanewede-Neuenkirchen ist eine Gedenkstätte im Umfeld des ehemaligen U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen-Farge und Bestandteil der damit verbundenen damaligen Lagerlandschaft. Anhand der Verwendungsgeschichte der Baracke, die 1938 für den Reichsarbeitsdienst erbaut wurde, stellt die Dauerausstellung die Geschichte der Rüstungslandschaft in Bremen-Nord und Schwanewede dar, dokumentiert die verschiedenen Lager, die zur Unterbringung von Häftlingen und Zwangsarbeiter_innen für die Bunkerbaustelle in der Region errichtet wurden, und stellt die Nachkriegsnutzung und Rezeption der NS-Geschichte der Region dar. Zusätzlich ist eine Sonderausstellung zum „Heim Friesland“ in Schwanewede-Löhnhorst, einer Einrichtung des von der SS getragenen „Lebensborn e.V.“, und zu den historischen Hintergründen dieser Organisation integriert.

Von der Baracke Wilhelmine aus sind die Stätten des ehemaligen Außenlagers des KZ Neuengamme und des Arbeitserziehungslagers Farge ebenso zu Fuß und per Fahrrad erreichbar wie die historischen Orte der früheren Kriegsgefangenen- und Militärinerniertenlager, in denen während der Bauzeit des Bunkers Valentin rund 10.000 Häftlinge gefangen gehalten wurden.

Mit dem Denkort Bunker Valentin besteht eine enge Kooperation.

Blick in den zentralen Flur, 2012. Foto: Björn Herrmann, Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine

Blick in den zentralen Flur, 2012. Foto: Björn Herrmann, Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine

Kontakt

Der Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine wird ehrenamtlich betrieben. Eine enge Kooperation besteht mit dem Tagungshaus Bredbeck, Bildungsstätte des Landkreises Osterholz.

Anmeldung und Kontakt für pädagogische Angebote:

Dr. Julia Schmengler
Tel. 0179 920 7967

Baracke Wilhelmine
An der Kaserne 122
28790 Schwanewede

www.baracke-wilhelmine.eu