Gedenkstätte „Alte Pathologie“ Wehnen, Bad Zwischenahn

„Bildergalerie“ aus dem Projekt „Patientengeschichten“, 2008. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Bildungsangebote

Die Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen befindet sich auf dem Gelände der Karl-Jaspers-Klinik in den Räumlichkeiten der ehemaligen Leichenhalle. Die dort gezeigte Ausstellung dokumentiert die nationalsozialistische Gesundheitspolitik im Land Oldenburg und das Hungersterben in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen.  Der ehemalige Sezierraum ist zu einem Raum des Gedenkens umgestaltet worden.

Weitere Orte des Erinnerns, die bei einem Besuch der Gedenkstätte einbezogen werden können,  sind das 2001 errichtete Mahnmal auf dem Klinikgelände und die Erinnerungsstätte auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof.

Die Gedenkstätte ist mittwochs und samstags von 12 – 16 Uhr geöffnet. Führungen, Seminare und Studientage sind nach Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

Das pädagogische Angebot für Besuchergruppen ist auf Jugendliche und Erwachsene ausgerichtet.

Führungen dauern 1,5 bis 2 Stunden und beinhalten die Besichtigung der Alten Pathologie und die Auseinandersetzung mit der dort präsentierten Dokumentation sowie einen Vortrag über Opfer, Täter und Hintergründe der eugenischen Maßnahmen und der Krankenmorde.

Auf Wunsch ist auch ein Gang über das Klinikgelände zum Gedenkstein der Karl-Jaspers-Klinik sowie zu den Gedenksteinen auf dem Ofener Friedhof mit dem Schwerpunkt „Erinnerungs- und Gedenkkultur möglich.

Studientage dauern fünf bis sechs Stunden. Sie umfassen eine Einführung, einen Rundgang über das Klinikgelände und den Besuch der Gedenkstätte Alte Pathologie. Anschließend erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler eigenständig ein Thema. Zur Auswahl stehen die drei Themenschwerpunkte: „Lebenswege“, „Historischer Ort“ und „Erinnern und Gedenken“.

Beim Studientag „Lebenswege“ stehen Biographien von Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen im Mittelpunkt.

Beim Studientag „Historischer Ort“ gehen die Schülerinnen und Schüler Fragen nach den räumlichen Begebenheiten, organisatorischen Strukturen und Handlungsabläufen in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen nach.

Der Studientag „Erinnern und Gedenken“ thematisiert die Stadien der Geschichtswahrnehmung und –historische Aufarbeitung nach 1945. Die Schülerinnen und Schüler spüren dem Wandel in den öffentlichen Darstellungen nach und betrachten die Gedenkorte Mahnmal, Alte Pathologie und Friedhof als Ausdruck einer erinnerungskulturellen Entwicklung.

Zu jedem Themenschwerpunkt existiert eine umfangreiche Dokumentensammlung, die den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt wird.

Die „Roten Bücher“: Opferbiographien aus dem Projekt „Patientengeschichten“, 2014. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Die „Roten Bücher“: Opferbiographien aus dem Projekt „Patientengeschichten“, 2014. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Historischer Ort

Unweit der Stadt Oldenburg liegt die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt Wehnen (heute: Karl-Jaspers-Klinik). Dort starben während des Nationalsozialismus mehr als 1500 Patientinnen und Patienten an Unterernährung, Vernachlässigung und fehlender medizinischer Versorgung.

Das Hungersterben in Wehnen ging auf eine radikale Sparpolitik des Oldenburgischen Innenministeriums zurück. Um die Kosten für die „Geisteskrankenfürsorge“ zu senken, nahm die Verwaltung Einsparungen bei Lebensmitteln und Heizmaterial vor. Ebenso wurde am Personal gespart. Hinzu kam ab 1936 eine systematische Überbelegung der Anstalt.

Überbelegung und Unterversorgung führten zu extrem schlechten hygienischen Bedingungen und zur Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Die Zahl der Toten in Wehnen stieg stetig an. Die geschwächten und ausgehungerten Patientinnen und Patienten starben an Tuberkulose, Typhus oder ganz unspezifisch an allgemeinem körperlichem Verfall. Um der wachsenden Zahl an Toten Herr zu werden, musste der Anstaltsfriedhof mehrfach erweitert werden.

Trotz der großen Zahl an Toten setzte sich nach 1945 die Auffassung durch, dass die Heil- und Pflegeanstalt Wehnen an der NS-„Euthanasie“ nicht beteiligt gewesen sei.

Blick in den ehemaligen Sezierraum, 2014. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Blick in den ehemaligen Sezierraum, 2014. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Gedenkstätte

Mitte der 1990er Jahren wurden Angehörige ehemaliger Anstaltspatientinnen und -patienten aktiv und gründeten den „Gedenkkreis für die Angehörigen von Opfern der NS-Euthanasie in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen“.

Als erstes Zeichen der Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“ errichtete der Gedenkkreis Wehnen 2001 ein Mahnmal auf dem Klinikgelände. „Die Kranken und Schwachen zu schützen, ist die Würde der Gesunden“, lautet die zentrale Inschrift.

2004 konnte dann in der ehemaligen Leichenhalle der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen die Gedenkstätte Alte Pathologie eingerichtet werden. Der frühere Sezierraum wurde zu einem Ort des Gedenkens umgestaltet, während im Eingangsraum eine Ausstellung die Geschehnisse in Wehnen dokumentiert.

Die Gedenkstätte wird  seither ehrenamtlich von den Mitgliedern des Gedenkkreises Wehnen betrieben.

2008 entstand – nach jahrelangen Planungen und Vorbereitungen – auf dem ehemaligen Anstaltsfriedhof eine Erinnerungsstätte.  Ein zentraler Gedenkstein in Form eines weißen Kissens und über tausend einzelne – etwa handgroße – Kieselsteine erinnern an die dort begrabenen Patientinnen und Patienten. Einzelne der Steine tragen die Namen der Verstorbenen.

Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen, 2009. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen, 2009. Foto: Hedwig Thelen, Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen

Kontakt

Die Gedenkstätte ist am Mittwoch und Samstag von 12 – 16 Uhr geöffnet. Zu diesen Zeiten ist auch das Büro besetzt.
Außerhalb der Öffnungszeiten erreichen Sie uns am besten per Mail.

Anmeldung und Kontakt für pädagogische Angebote:
E-Mail: info@gedenkkreis.de
Telefon: +49(0)441 / 9992770

Gedenkstätte Alte Pathologie Wehnen
Herman-Ehlers-Straße 7
26160 Bad Zwischenahn / Wehnen

www.gedenkkreis.de