Einführung
Das Militär war eine zentrale Säule der nationalsozialistischen Herrschaft und beteiligte sich im Zweiten Weltkrieg aktiv an Verbrechen gegen die Menschheit. Wehrmachtsführung, ranghohe Offiziere und einfache Soldaten nahmen bereitwillig an Kriegsverbrechen gegen Zivilbevölkerung und Angehörige gegnerischer Streitkräfte teil. Widerstand gab es nur selten. Im Regelfall kooperierten Wehrmachtsangehörige problemlos mit Polizei und SS sowie Arbeits- und Zivilverwaltung, wenn es um Zwangsarbeit und Drangsalierung von Kriegsgefangenen oder Zivilist_innen zum Nutzen der Wehrwirtschaft ging. Ohne große Bedenken brach die Wehrmacht internationales Recht wie die Genfer Konvention von 1929 zur menschenwürdigen Behandlung von Kriegsgefangenen. Trotzdem entwickelte sich in der Nachkriegszeit die Legende von der „sauberen Wehrmacht“, die in Teilen noch immer nachwirkt.
Die Materialien zur Bildungsarbeit mit Bundeswehrgruppen gliedern sich in fünf Module, die ausgewählte Aspekte von Handlungen und Handlungsoptionen von Militärangehörigen thematisieren. Die kritische Selbstreflektion des eigenen Handelns soll dabei angestoßen werden.
Modul 2.1 | Einführung Wehrmacht und Verbrechen anhand von Selbstzeugnissen
In diesem Modul stehen Auszüge von Feldpostbriefen, Kriegstagebüchern und Abhörprotokollen im Mittelpunkt. Mit diesen Ego-Dokumenten soll die Sicht der Soldaten auf die Verbrechen, ihre Teilnahme oder Nicht-Teilnahme sowie die Frage nach dem Befehlszwang diskutiert werden.
Modul 2.1 | Wehrmacht- und Verbrechen anhand von Selbstzeugnissen
Modul 2.2 | Verbrecherische Befehle
Das Modul widmet sich Befehlen, die in direktem Gegensatz zur Genfer Konvention standen. Die Befehle auf unterschiedlichen Ebenen thematisieren die Eigeninitiative von Kommandeuren und ihre freiwillige Teilnahme am Vernichtungskrieg. Hier soll das Verhältnis von Initiative und Zwang im Vernichtungskrieg anhand der vorgestellten Befehle kritisch diskutiert werden.
Modul 2.3 | Alltag und Ernährung in Kriegsgefangenenlagern
Dieses Modul thematisiert das Leben der Kriegsgefangenen, ihren Arbeitseinsatz und die unterschiedliche Behandlung je nach Herkunft der Soldat_innen. Die Quellen dokumentieren die Unterernährung und das Leiden vor allem der sowjetischen Kriegsgefangenen und zeigen, wie tief Antislawismus das Handeln der Wehrmacht bestimmte. Die Situation in den Lagern wird aus deutschen Quellen und Selbstzeugnissen von Kriegsgefangenen rekonstruiert.
Modul 2.4 | Aussonderungen sowjetischer Kriegsgefangener durch die Gestapo
Die Kooperation der Wehrmacht mit Gestapo und SS sowie die Überstellung von Kriegsgefangenen in Konzentrationslager und ihre dortige Ermordung wird hier beleuchtet. Die Handlungsspielräume von Wehrmachtsangehörigen, die Frage nach Zwang in der Kooperation und die Folgen von unkooperativem Verhalten sollen in Bezug auf Handlungsoptionen erörtert werden. Feldpostbriefe und Erinnerungen erweitern den Blick um die unterschiedlichen Perspektiven von Soldat_innen und Gefangenen.
Modul 2.5 | Behandlung kriegsgefangener Frauen der Roten Armee
Das Modul widmet sich dieser besonderen Gruppe von Kriegsgefangenen. Die Selbstwahrnehmung des damaligen Militärs als Männerwelt mit ihren Folgen für die sowjetischen Frauen wird anhand von deutschen Befehlen und Gefangenenunterlagen rekonstruiert und soll eine Reflexion über militärische Selbstbilder anstoßen.