Angebote der Gedenkstätte Bergen-Belsen mit Frankreich-Bezug

Ein Angebot der Gedenkstätte Bergen-Belsen

Bergen-Belsen steht in Frankreich neben Buchenwald und Auschwitz als emblematischer Ort für den Tod, aber auch die Befreiung zahlreicher französischer KZ-Häftlinge. Reisen von „Amicales“ – Verbänden Überlebender – aber auch ein deutsch-französischer Schüleraustausch oder eine Städtepartnerschaft können Anlass für einen Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen sein. Die Gedenkstätte bietet solchen Gruppen spezifische Führungen, Studientage und Seminare in deutscher oder französischer Sprache an.

Zielgruppen

Die auf Frankreich bezogenen Angebote der Gedenkstätte Bergen-Belsen eignen sich für deutsche und französische Gruppen, beispielsweise für Sprach- und Geschichtskurse der schulischen und außerschulischen Bildung, für Schüleraustauschgruppen und für Städte- oder Vereinspartnerschaften. Die Angebote richten sich an Jugendliche wie Erwachsene.

Die Führungen, Studientage oder Seminare werden in deutscher oder französischer Sprache gestaltet. Ideal ist es die Bildungsangebote der Gedenkstätte Bergen-Belsen in der Muttersprache der Besucher_innen in Anspruch zu nehmen. Die Texte der Dauerausstellung und des Besucher-Informationssystems der Gedenkstätte Bergen-Belsen stehen nur in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Die Begleitung in französischer Sprache und die Bereitstellung französischsprachigen Arbeitsmaterials erleichtern den inhaltlichen Zugang. Nachfragen und Gespräche fallen leichter, wenn keine sprachliche Barriere überwunden werden muss.

Die französische Inschrift auf dem zentralen Mahnmal der Gedenkstätte Bergen-Belsen, 2012. (Übersetzung lautet: „Hier wurden Tausende Franzosen vernichtet, deren einziges Verbrechen es war, Frankreich zu lieben und die Vorstellungen des Eindringlings nicht zu teilen“). Foto: Janine Doerry

Die französische Inschrift auf dem zentralen Mahnmal der Gedenkstätte Bergen-Belsen, 2012. (Übersetzung lautet: „Hier wurden Tausende Franzosen vernichtet, deren einziges Verbrechen es war, Frankreich zu lieben und die Vorstellungen des Eindringlings nicht zu teilen“). Foto: Janine Doerry

Angebotene Formate

Die angebotenen Formate Führung, Studientag und Seminar unterscheiden sich in ihrem Zeitumfang.

Führungen

Eine Führung nimmt dreieinhalb bis vier Stunden Zeit in Anspruch und umfasst in der Regel folgende Elemente:

  • Überblick über die Geschichte des Konzentrationslagers und der Gedenkstätte Bergen-Belsen
  • Besuch der Dauerausstellung
  • Rundgang über die Gedenkstätte und das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers
  • Abschlussbesprechung

Studientage

Ein Studientag umfasst sechs Zeitstunden und beinhaltet die Beschäftigung mit einem ausgewählten Themenschwerpunkt.
In einen Studientag mit Frankreich-Bezug können über die Elemente einer Führung hinaus die folgenden weiteren Elemente integriert werden:

  • Arbeitsphasen in der Dauerausstellung und im Seminarraum in Kleingruppen
  • Entdecken des Gedenkstättengeländes und des ehemaligen Lagergeländes in Kleingruppen
  • Besuch der Eisenbahnrampe, an der die Häftlingstransporte ankamen und abgingen

Im Rahmen der Studientage werden unterschiedliche Quellen im Original oder in deutscher bzw. französischer Übersetzung dazu genutzt, das Schicksal französischer Häftlinge des Konzentrationslagers Bergen-Belsen multiperspektivisch zu erschließen. Dabei kommt auch die Rolle und Motivationslage der SS-Männer, der Aufseherinnen und der Funktionshäftlinge zur Sprache. Die Geschichte der Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Aktivitäten der Bergen-Belsen-Überlebenden in Frankreich werden ebenfalls anhand dieser Quellengattungen bearbeitet. Eingesetzt werden historische Text- und Bilddokumente (Filme, Fotografien, Zeichnungen), schriftliche Selbstzeugnisse von und Videointerviews mit KZ-Überlebenden sowie Bodenfunde (Fundstücke vom ehemaligen Lagergelände).

Um die Verständigung über das Thema anzuregen, kann es für deutsch-französische Gruppen trotz der Sprachbarriere sinnvoll sein, einen Teil des Studientages in deutsch-französisch zusammengesetzten Kleingruppen durchzuführen. Beispielsweise können deutsch-französische Kleingruppen Fragestellungen zu Fundstücken bearbeiten und ihre Ergebnisse in beiden Sprachen präsentieren.

Seminare

Mehrtägige Seminare werden in Absprache mit den pädagogischen Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte gestaltet.

Themenschwerpunkte

Ablauf und Inhalte eines Studientages werden zwischen den Gruppen und den Betreuer_innen abgesprochen. Für einen Studientag mit Frankreich-Bezug in der Gedenkstätte Bergen-Belsen kommen verschiedene Themenschwerpunkte in Frage.

Kinder aus Frankreich im Austauschlager Bergen-Belsen

Jüdische Männer, Frauen und Kinder aus zahlreichen deutsch besetzten Ländern wurden als Geiseln in das Austauschlager des KZ Bergen-Belsen verschleppt. Darunter waren auch 77 Mädchen und Jungen aus Frankreich, von denen 73 und ein in Bergen-Belsen geborenes Mädchen lebend zurückkehrten. Unter welchen Bedingungen und auf welche Weise haben die meisten dieser Kinder, die zum Teil mit, zum Teil ohne ihre Mutter in das Austauschlager verschleppt worden waren, überlebt? Was bedeutete die einschneidende Erfahrung der Deportation im Kindesalter für ihr weiteres Leben?

Männer und Frauen aus Frankreich im KZ Bergen-Belsen

Zwischen Herbst 1944 und April 1945 wurden zahlreiche französische Häftlinge in das Männer- und das Frauenlager des KZ Bergen-Belsen überstellt. Ihre Verfolgungs- und Deportationswege verliefen äußerst unterschiedlich. Für ihr Schicksal waren neben unzähligen Zufällen der Zeitpunkt der Deportation, die Häftlingskategorie und das Geschlecht von entscheidender Bedeutung. Inwiefern unterlagen Männer und Frauen in den nationalsozialistischen Zwangslagern geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Existenzbedingungen? Welche Faktoren spielten dabei eine besondere Rolle?

Die Erinnerung an das KZ Bergen-Belsen und die französischen Häftlinge

Wenige Tage nach ihrer Befreiung stellten französische Überlebende Listen aller im Männer- und Frauenlager befreiten Häftlinge aus Frankreich zusammen. Nach ihrer baldigen Rückkehr nach Frankreich gründeten ehemalige Bergen-Belsen-Häftlinge einen Überlebendenverband. In den 1960er Jahren trugen Proteste französischer Überlebender dazu bei, dass die Gedenkstätte Bergen-Belsen nicht verkleinert wurde. Auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise erinnert seit Anfang der 1990er Jahre ein eigenes Mahnmal an die französischen Häftlinge des KZ-Bergen-Belsen. Welche Bedeutung hat Bergen-Belsen in Frankreich für die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen? Welche Rolle spielten und spielen französische Überlebende für die Gedenkstätte Bergen-Belsen?

Kontakt und weitere Informationen

Kontakt

Gedenkstätte Bergen-Belsen
Anne-Frank-Platz
29303 Lohheide

E-Mail: besucheranmeldung@stiftung-ng.de
Telefon: +49 (0) 5051 – 4759-112
(Montag bis Freitag 9–12 Uhr)
Webseite der Gedenkstätte Bergen-Belsen

Der Besuch der Gedenkstätte und das Betreuungsangebot sind kostenlos. Für eine Betreuung ist eine vorherige Anmeldung erforderlich.

Französischsprachige Informationen zu den Bildungsangeboten der Gedenkstätte Bergen-Belsen

Janine Doerry, Comment approcher un lieu de la Déportation et de la Shoah en Allemagne – des séminaires pour groupes français réalisés au Mémorial de Bergen-Belsen (Videoaufzeichnung eines Vortrags, Lacaune/Frankreich, September 2011), URL: http://www.akadem.org/sommaire/colloques/les-voyages-de-memoire-de-la-shoah/

Janine Doerry, Approcher un lieu de la déportation et de la Shoah – un programme du mémorial de Bergen-Belsen pour les groupes français, in: Jacques Fijalkow, Ygal Fijalkow (Hg.), Les élèves face à la Shoah. Lieux, histoires, voyages, Albi (Presses du Centre universitaire Jean-François Champollion) 2013, S. 160–174.

Literatur zu den Themenschwerpunkten

Janine Doerry, Kinder und Frauen aus Frankreich im KZ Bergen-Belsen [Link zu Themen_Kinder und Frauen aus Frankreich], veröffentlicht auf dem Bildungsportal „Geschichte.Bewusst.Sein.“, 2015

Bernhard Strebel, „Terre Maudite“ – Verfluchte Erde. Deportierte aus Frankreich und Belgien im KZ Bergen-Belsen, in: Dachauer Hefte, 24, 2008, S. 19–45, erneut abgedruckt in: Habbo Knoch/Thomas Rahe (Hg.), Bergen-Belsen. Neue Forschungen, Göttingen 2014, S. 19-50.

Janine Doerry, Die Amicale de Bergen-Belsen in Frankreich. Ein Überlebendenverband im Spiegel seines Bulletins 1945-1947, in: Habbo Knoch/Thomas Rahe (Hg.), Bergen-Belsen. Neue Forschungen, Göttingen 2014, S. 306–337.

Jean-Marc Dreyfus, Conflit de mémoires autour du cimetière de Bergen-Belsen, in: Vingtième Siècle. Revue d’Histoire, 90, 2006, S. 73–87.