Antiziganismus ist eine aktuelle, historisch gewachsene und eigenständige Form des Rassismus gegen Sinti und Roma. Seine bislang radikalste Ausprägung war der staatlich organisierte Genozid im Nationalsozialismus (Porajmos). Antiziganismus stellt ein massives gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland und Europa dar. So lautet das Resümee des Berichts der Unabhängigen Kommission Antiziganismus, der vom Deutschen Bundestag in Auftrag gegeben und 2021 veröffentlicht wurde. Neben abwertenden Einstellungen in der Bevölkerung äußert sich Antiziganismus auch häufig durch diskriminierende Praktiken auf
institutioneller Ebene. Über ein Bewusstsein für individuelle antiziganistische Denk- und Handlungsmuster hinaus fordert die Kommission deshalb dringend einen grundlegenden Perspektivwechsel, der die strukturellen Ursachen des Problems in den Blick nimmt.
Vor diesem Hintergrund laden das Junge Forum gegen Antiziganismus als Selbstorganisation der Sinti und Roma, die Kompetenzstelle gegen Antiziganismus (KogA) der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und die Arbeitsgemeinschaft Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge in Niedersachsen zu einem Dialogforum ein, in dessen Fokus die folgenden Fragen stehen:
- Welche Rolle spielen Erinnern und Gedenken an den Porajmos für die Gegenwart?
- Wie geht es den Menschen, die in Nienburg und Landkreis leben und strukturellen Antiziganismus erleben?
- Wie lassen sich „Blinde Flecken“ beim Thema Antiziganismus in Institutionen sichtbar und besprechbar machen, um sie zu verändern?
- Wie können sich Behörden, Verwaltungen, Polizei und andere Institutionen nachhaltig professionalisieren, um bewusster und sensibler mit der Geschichte der Verfolgung von Sinti und Roma sowie mit gegenwärtigem institutionellem Antiziganismus umzugehen?
- Wie lassen sich ein Perspektivwechsel, nachholende Gerechtigkeit und Partizipation auf lokaler Ebene organisieren und umsetzen?
- Wie werden Sinti und Roma wahrgenommen?
- Was leisten Selbstorganisationen, um die Betroffenen zu unterstützen und um zu vermitteln?
- Wo finden Personen, die beruflich Antiziganismus abbauen wollen oder an einer partizipativen Gesellschaft arbeiten, Weiterbildungs- und Beratungsangebote in Stadt und Landkreis Nienburg?
Organisatorische Informationen/Anmeldung
Ihre verbindliche Anmeldung mit Angabe von: Name, Anschrift, Telefonnummer und Adresse der Institution/Organisation senden Sie bitte bis 25. April 2023 (spätestens bis 27.04.23) an projekt.koga@stiftung-ng.de. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 40 begrenzt.
Zielgruppen:
Der Fachtag richtet sich primär an Menschen in Stadt und Landkreis Nienburg aus folgenden Bereichen:
- Kommunale Verwaltung und Behörden
- Soziale Arbeit
- Polizei und Justiz
- Bildung
- Weitere relevante Bereiche, z. B. Beratungseinrichtungen, Medien
Programm:
Download Einladung Dialogforum Gedenken und Erinnern Nienburg
Download Ablauf Dialogforum Nienburg
Verpflegung:
Es werden Kalt- und Heißgetränke sowie eine Auswahl kalter Speisen in Snackform zur Verfügung gestellt.