Vor 90 Jahren erfolgte in Deutschland die Übergabe der staatlichen Macht an die Nationalsozialisten. Umgehend begannen sie mit der Installierung eines diktatorischen Regimes: die rechtsstaatliche Ordnung wurde außer Kraft gesetzt, die Versammlungs- und Pressefreiheit eingeschränkt, die politischen Gegner wurden verfolgt. Und es wurden landesweit Konzentrationslager und andere Haftstätten errichtet.
In den frühen Konzentrationslagern erprobten die Nationalsozialisten Instrumentarien der Gewalt, die sie schließlich in millionenfachem Massenmord zur Eskalation brachten. Die frühen Lager markieren damit den Auftakt des nationalsozialistischen Terrors. Es war der Übergang von der Demokratie zur Diktatur.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Geschichte 16 früher Konzentrationslager. Sie stehen exemplarisch für die mehr als neunzig frühen Lager des NS-Staates. Eines von ihnen ist das Anfang April 1933 errichtete KZ Moringen. Bis zum Herbst 1933 wurden in Moringen männliche politische Gegner des Systems inhaftiert. Aus einer Schutzhaftabteilung für Frauen entstand anschließend das erste Frauenkonzentrationslager, es entwickelte sich zum zentralen Frauen-KZ in Preußen und bestand bis März 1938.
Die Ausstellung ist ein Projekt der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“. An vielen dieser historisch bedeutsamen Orte bestehen heute Gedenkstätten; sie dokumentieren den rasanten, brutalen und umfassenden Übergang von der Demokratie zur Diktatur. Gedenkstätten sind Orte der historisch-politischen Bildung und des partizipativen Demokratielernens.
Heute stellen wir fest, dass Antisemitismus und Rassismus, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Menschen und die auf Grund- und Menschenrechten beruhende demokratische Ordnung bedrohen. In einer Zeit, in der der Nationalsozialismus zunehmend verharmlost wird, seine Opfer relativiert werden und Bestandteile seiner Ideologie Eingang in den politischen Diskurs und in die Parlamente finden, kommt Gedenkstätten daher eine besondere Verantwortung zu.
Die Ausstellung wird bundesweit zeitgleich in sechs Gedenkstätten eröffnet. Elf weitere Einrichtungen folgen mit den Eröffnungen in den kommenden Monaten. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung mit Schirmherrin Kulturstaatsministerin Claudia Roth findet am 28. Februar 2023 in Ulm statt. Sie wird online auf YouTube übertragen.
Ausstellungseröffnung:
Dienstag, 28. Februar 2023, 16 Uhr. Einlass ab 15:30 Uhr.
Grußworte und Reden:
- Mattis Binner, 1. Vorsitzender der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.
- Dr. Dirk Hesse, Ärztlicher Direktor MRVZN Moringen
- Agnieszka Zimowska, Regionsgeschäftsführerin, DGB-Region Südniedersachsen-Harz
- Dr. Dietmar Sedlaczek, Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen
Anschließend wird ein begleiteten Rundgang durch die Ausstellung angeboten.
Eintritt / Anmeldung:
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die KZ-Gedenkstätte Moringen bittet um Anmeldung.
Begleitend zur Ausstellung bietet die KZ Gedenkstätte Moringen verschiedene pädagogische Angebote an:
- Begleitete Führungen
In den ca. zweistündigen begleiteten Führungen werden vertiefend zu den Ausstellungsinhalten Ereignisse in der Region thematisiert und Biografien von Häftlingen des KZ Moringen vorgestellt. Darüber hinaus besteht Gelegenheit zu Nachfragen und zum Gespräch sowie zu einem eigenen Rundgang durch die Ausstellung. - Workshop „Sprache“
Im Mittelpunkt des Workshops steht die Sprache der Nationalsozialisten. Was bedeuten Begriffe wie Volk oder Volksgemeinschaft? Wer darf sich hier zugehörig fühlen und wer wird ausgeschlossen? Hierbei geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit Propaganda und Ideologie des Nationalsozialismus und den hier sichtbar werdenden Inklusions- und Exklusionsmechanismen. Der Workshop kann in verschiedenen Niveaustufen angeboten werden und ist daher für Schulgruppen ab Klasse 9, aber auch für Studierendengruppen geeignet. - Social Media und anderes
Ein Glossar mit Begriffserklärungen kann über einen QR-Code abgerufen werden. Für ein mediales Kalendarium wurden zudem zahlreiche Posts zu Personen und Ereignissen erarbeitet, die in einer über das Jahr 2023 verteilten Aktion unter #AuftaktDesTerrors in den Sozialen-Medien-Känalen der beteiligten Einrichtungen veröffentlicht werden.
Kontakt:
KZ-Gedenkstätte Moringen
Lange Strasse 58
37186 Moringen
Tel: 05554-2520
eMail: info@gedenkstaette-moringen.de
www.gedenkstaette-moringen.de
Postanschrift:
Postfach 1131
37182 Moringen