Die Werke von Paul Goesch und Gustav Sievers sind Ausdruck innerer Freiheit zweier Künstler, deren Lebenswege durch langjährige Anstaltsaufenthalte von „Isolation“ und „Exklusion“ geprägt waren, sich dabei künstlerisch und psychiatriegeschichtlich kreuzten.
Gustav Sievers war mehrfach Patient in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Paul Goesch gehörte zur expressionistischen Avantgarde. Sein Schwager, der Psychiater Rudolf Redepennig, leitete die Lüneburger Klinik seit Sommer 1945 und trug früh zur Aufklärung der „NS-Euthanasie“-Morde bei.
Die beiden Künstler wurden im Rahmen der nationalsozialistischen „Aktion T4“ deportiert und in Tötungsanstalten ermordet.
An ihren Lebensläufen und ihren zur Zeit des Nationalsozialismus verachteten Werken lässt sich biografisch wie bildlich die kulturelle und gesellschaftspolitische Konstruktion von „Andersheit“ darstellen. Sie zeigen beispiellos und zugleich verhängnisvoll die Relativität von „Abweichung“ und „Normalität“ auf.
Die Ausstellung wurde von der »Euthanasie«-Gedenkstätte Lüneburg 2013 erarbeitet.