Die Judenemanzipation war in Deutschland ein langwieriger Prozess, der erst mit der Reichseinigung von 1871 zum Abschluss kam. Wenngleich die rechtliche Gleichstellung der Juden schon seit der Zeit der Aufklärung diskutiert worden war, wurde sie erst jetzt für alle deutschen Juden zur Realität. Doch die Rechtsgleichheit bedeutete noch nicht die gesellschaftliche Anerkennung und auch im Kaiserreich stießen Juden immer wieder auf zahlreiche Barrieren. Vor allem beruflich wurden sie vielfach diskriminiert. Vor allem der Staatsdienst und hier insbesondere die prestigereiche militärische Laufbahn blieb ihnen weitgehend verwehrt. Und die nur schleppenden Fortschritte, die in dieser Hinsicht zu verzeichnen waren, wurden bald noch dadurch überschattet, dass die Judenfeindschaft sich immer stärker zu einem aggressiven Antisemitismus entwickelte, der nicht mehr religiös, sondern rassisch argumentierte. Die Juden resignierten jedoch nicht angesichts der Außenseiterstellung, aus der sie auch nach der rechtlichen Gleichstellung nicht herauskamen, sondern überdurchschnittlich viele von ihnen engagierten sich in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gesellschaftlich und politisch.
Christine Krüger ist Professorin für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Bonn. Sie wurde 2005 an der Universität Tübingen promoviert und habilitierte sich 2015 an der Universität Oldenburg. Sie war Gastwissenschaftlerin an der Universität Oxford, den SciencesPo (Paris), der Pontífica Universidad Católica de Valparaíso (Chile) sowie dem Colegio de México (Mexiko-Stadt). Ihre Arbeitsfelder sind die deutsche und europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Einer ihrer Schwerpunkte ist die jüdische Geschichte.
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