Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte

Besuchergruppe auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Drütte, vor der Gedenkstätte, 2013. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Bildungsangebote

Die pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte KZ Drütte und an den dezentralen Erinnerungsorten im Stadtgebiet soll den Blick auf das Geschehen vor Ort richten und den Gesamtzusammenhang verdeutlichen.

In der Gedenkstätte KZ Drütte begegnen sich Geschichte und Besucher_innen ganz unmittelbar, hier ist eine lebendige Auseinandersetzung möglich. Den Themen Nationalsozialismus, NS-Gründungsgeschichte der Stadt Salzgitter, Nachkriegsgeschichte, aber auch der Frage nach der Erinnerungskultur kann man sich hier aus unterschiedlichen Perspektiven nähern: Sachtexte, Fotos und Dokumente führen in das Thema ein, Aussagen ehemaliger Häftlinge sind wesentlicher Bestandteil der Ausstellung. Sie geben den Häftlingen Namen und Gestalt wieder und heben sie aus einer anonymen Masse.

Seminarräume und technische Ausstattung ermöglichen eine vertiefende Beschäftigung mit dem gewählten Thema; ein umfangreiches Archiv und eine Bibliothek ergänzen das Angebot.

Der Besuch weiterer Erinnerungsorte im Stadtgebiet vervollständigt das Bild des NS-Wirtschaftssystems und seiner Auswirkungen.

 

Formate und Zielgruppen

Die Angebote der Gedenkstätte KZ Drütte richten sich an alle interessierten Personen. Für den Besuch in der Gedenkstätte ist ein Mindestalter von 12 Jahren zu beachten.

Die Themenschwerpunkte einer Gedenkstättenführung können mit den Gruppen individuell abgesprochen werden. Auf Grund der besonderen Lage in einem arbeitenden Industriebtrieb müssen alle Führungen in der Gedenkstätte begleitet werden. Für eine Führung sollten zwei bis drei Stunden eingeplant werden. Die Gruppen sollten maximal 30 Personen umfassen.

Im Rahmen von Führungen auf dem Friedhof Jammertal setzen sich die Gruppen intensiv mit Einzelschicksalen und dem Thema Erinnerungskultur auseinander.

Projektwoche mit Auszubildenden der Salzgitter AG zur Vorbereitung der jährlichen Gedenkstunde am 11. April, 2010. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Projektwoche mit Auszubildenden der Salzgitter AG zur Vorbereitung der jährlichen Gedenkstunde am 11. April, 2010. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

 

Führungen an anderen Erinnerungsorten in Salzgitter sind in der Regel in Stadtführungen integriert, können aber auch individuell geplant werden. Besichtigungen im Rahmen von Lehrveranstaltungen umfassen immer auch einen Teil Eigenarbeit mit anschließender Ergebnispräsentation.

Für einen tieferen Einstieg in die Thematik bieten sich Tages- oder Wochenseminare an. Ein auf die Gruppe thematisch zugeschnittenes Projekt kann vorab gemeinsam geplant werden.

Neben Führungen und Seminaren bietet die Gedenkstätte KZ Drütte auch Praktikumsplätze für Schüler_innen und Studierende. Im Gedenkstättenarchiv finden sich verschiedene thematische Ansätze für Fach-, Seminar- oder Abschlussarbeiten.

Historischer Ort

Im Rahmen des Vierjahresplans wurden 1937 die Reichswerke „Hermann Göring“ gegründet. Das neue Stahlwerk sollte die Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches voranbringen. Neben deutschen und europäischen Zivilarbeitern und Zivilarbeiterinnen kamen mit Kriegsbeginn die ersten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen wie auch Kriegsgefangenen in die neue Stadt. Es entstand ein Mikrokosmos des NS-Lagersystems.

Im Oktober 1942 richteten SS und die Reichswerke „Hermann Göring“ das KZ-Außenlager Drütte ein. Es war eines der ersten und größten Außenlager des KZ Neuengamme bei Hamburg. Unter einer betrieblich genutzten Hochstraße auf dem Werksgelände wurden mehr als 3000 Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht. Sie mussten in den Reichswerken arbeiten. Die katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen führten zu zahlreichen, einkalkulierten Todesfällen („Vernichtung durch Arbeit“). 1944 entstanden zwei weitere KZ-Außenlager im Stadtgebiet. Bereits ab 1943 wurden alle nichtdeutschen Opfer auf dem neu eingerichteten „Ausländerfriedhof“ Jammertal beigesetzt. Die SS räumte alle Außenlager im Stadtgebiet am 7. April 1945. Die Räume des ehemaligen KZ Drütte wurden nach dem Krieg betrieblich genutzt.

Die Gedenkstätte KZ Drütte befindet sich in einem der ehemaligen Unterkunftsräume unter der betrieblich genutzten Hochstraße, 2014. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Die Gedenkstätte KZ Drütte befindet sich in einem der ehemaligen Unterkunftsräume unter der betrieblich genutzten Hochstraße, 2014. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Gedenkstätte

Bis in die 1980er Jahre waren die Gründungsgeschichte der Stadt Salzgitter und besonders die Geschichte der Konzentrationslager im Stadtgebiet weitgehend verdrängt und vergessen. Erst anlässlich des 40-jährigen Stadtjubiläums 1982 setzte eine öffentliche Diskussion ein.

1983 gründeten Bürgerinnen und Bürger den Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. Gemeinsam mit dem Betriebsrat der Stahlwerke und vielen anderen Interessierten engagierte sich der Verein für die Errichtung einer Gedenkstätte in den ehemaligen Räumen des KZ Drütte. Am 11. April 1985 organisierte der Betriebsrat die erste Gedenkfeier am historischen Ort, die seitdem jährlich auf dem ehemaligen Appellplatz stattfindet.

Nach einer zehn Jahre dauernden Auseinandersetzung stellte der Konzern 1992 einen der vier ehemaligen Unterkunftsräume als Gedenkstätte zur Verfügung. Am 11. April 1994 wurde die Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte eröffnet. Gestaltung und Trägerschaft übernahm der Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. In den folgenden Jahren konnten weitere Räumlichkeiten für die Bildungsarbeit dazu gewonnen werden.

Die inhaltliche Arbeit der Gedenkstätte ist von den vielseitigen Themenbereichen des Ortes geprägt.

Ausstellungskuben in der Dauerausstellung der Gedenkstätte KZ Drütte. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Ausstellungskuben in der Dauerausstellung der Gedenkstätte KZ Drütte. Foto: Elke Zacharias, Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V.

Kontakt

Auf der Website der Gedenkstätte KZ Drütte finden sich Informationen zur Vorbereitung eines Besuchs in der Gedenkstätte oder anderer Erinnerungsorte im Stadtgebiet.

 

Anmeldung und Kontakt für pädagogische Angebote

Arbeitskreis Stadtgeschichte e.V. /
Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Wehrstraße 29
38226 Salzgitter

Die Gedenkstätte befindet sich auf dem Werksgelände
der Salzgitter AG.
Zugang über Tor 1, Eisenhüttenstraße,
38239 Salzgitter-Watenstedt

www.gedenkstaette-salzgitter.de