Bildungsangebote

Ziel der pädagogischen Arbeit in der Gedenkstätte ist die Ausbildung eines kritischen Geschichtsbewusstseins und reflektierenden historischen Urteilsvermögens.

Im 2007 eröffneten Dokumentationszentrum präsentiert die Dauerausstellung multiperspektivisch Selbstzeugnisse, Dokumente, Bildquellen und Bodenfunde zur Geschichte des Kriegsgefangenenlagers, des Konzentrationslagers und des Displaced Persons Camps (DP-Camps). Einen besonderen Schwerpunkt bilden zahlreiche Videointerviews mit Überlebenden, die didaktisch aufbereitet als historische Quellen präsentiert werden. Zusätzlich stehen Vertiefungsstationen und eine Bibliothek für Gruppenarbeit zur Verfügung. Wechselausstellungen bieten detaillierte Einblicke in Themen, die in der Dauerausstellung nur angeschnitten werden können.

Im ehemaligen Lagergelände sind in den vergangenen 20 Jahren bauliche Relikte freigelegt und mit Hilfe eines Informationssystems erschlossen worden. Das erlaubt es, sich am historischen Ort zu orientieren und diese Relikte geschichtlich einzuordnen.

 

Formate und Zielgruppen

Die museumsdidaktische Begleitung durch Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte umfasst verschiedene thematische Zugänge und unterschiedliche Formate für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene. Es gibt ein- und mehrtägige Angebote. Die jeweiligen Programme werden vor dem Besuch abgestimmt und inhaltlich auf die Teilnehmenden ausgerichtet.

Für Führungen von Gruppen ab zehn Personen sind dreieinhalb bis vier Stunden einzuplanen.

Studientage umfassen sechs Stunden und ermöglichen eine vertiefende Beschäftigung mit einzelnen Themen oder Zugängen. Dieses Format bietet Gelegenheit, sich neben einer thematischen Führung mit Quellen und Zeugnissen insbesondere von ehemaligen Kriegsgefangenen und Häftlingen, aber auch mit den Tätern und deren Motivationsstruktur auseinanderzusetzen.

Teilnehmerin der Bergen-Belsen International Summer School bei der Sichtung von historischen Zeichnungen, 16. September 2014. Foto: Tobias Trutz, Gedenkstätte Bergen-Belsen

Teilnehmerin der Bergen-Belsen International Summer School bei der Sichtung von historischen Zeichnungen, 16. September 2014. Foto: Tobias Trutz, Gedenkstätte Bergen-Belsen

 

Noch intensiver ist die Beschäftigung mit der Geschichte und den Folgen des Nationalsozialismus in mehrtägigen Seminaren und Workshops. Diese Angebote werden auch in Zusammenarbeit mit (außer-)schulischen Bildungsträgern und Universitäten umgesetzt.

Regelmäßig organisieren und betreuen die Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte mehrtätige internationale Begegnungen z.B. für Jugendliche und Multiplikator_innen.

Darüber hinaus werden Fortbildungen und Workshops für schulische und außerschulische Bildner angeboten. Lehrkräften und Referendar_innen werden Methoden der Geschichtsvermittlung, Arbeits- und Unterrichtsmaterialien vorgestellt sowie neue historische Forschungs- und Interpretationsansätze aufgezeigt.

Historischer Ort

In Bergen-Belsen bestand von Juni 1940 bis Januar 1945 ein Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht. Etwa 20 000 Menschen starben hier, vor allem sowjetische Soldaten.

Im April 1943 richtete die SS auf einem Teil des Geländes zusätzlich ein Konzentrationslager ein, in dem jüdische Häftlinge als Geiseln festgehalten wurden, die gegen deutsche Internierte im Ausland ausgetauscht werden sollten. Seit dem Frühjahr 1944 nutzte die SS das Lager zunehmend auch für andere Häftlingsgruppen. Schließlich entwickelte sich Bergen-Belsen zu einem Auffang- und Sterbelager für Häftlinge aus geräumten frontnahen Konzentrationslagern. Die Befreiung durch britische Truppen am 15. April 1945 kam für viele Häftlinge zu spät: Etwa 52 000 Frauen, Männer und Kinder starben an Hunger und Seuchen sowie an den unmittelbaren Folgen der Haft.

Die Überlebenden wurden in einem nahegelegenen Kasernenkomplex untergebracht. Im Laufe des Sommers 1945 entstanden dort ein polnisches und jüdisches DP-Camp. Letzteres war mit zeitweise 12 000 Bewohnern das größte jüdische DP-Camp in Deutschland. Es bestand bis 1950.

Der Bergen-Belsen Überlebende Henry Korman orientiert sich auf dem ehemaligen Appellplatz des „Sternlagers“ mithilfe einer Informationsstele und dem multimedialen Geländeguide, 8. September 2013. Foto: Heike Rudolph, Gedenkstätte Bergen-Belsen

Der Bergen-Belsen Überlebende Henry Korman orientiert sich auf dem ehemaligen Appellplatz des „Sternlagers“ mithilfe einer Informationsstele und dem multimedialen Geländeguide, 8. September 2013. Foto: Heike Rudolph, Gedenkstätte Bergen-Belsen

Gedenkstätte

Bereits 1945 errichteten Überlebende erste Gedenkzeichen auf dem ehemaligen Lagergelände. 1952 weihte Bundespräsident Theodor Heuss eine parkähnliche Gedenkanlage mit einem Obelisken und einer Inschriftenwand ein. 1966 entstand ein Dokumentenhaus mit einer kleinen Dauerausstellung.

Über Jahrzehnte wechselten sich Phasen der Vernachlässigung mit Zeiten erhöhter Aufmerksamkeit ab. Aktive Erinnerungsarbeit leisteten fast allein die Überlebenden. Sie unternahmen regelmäßig Fahrten nach Bergen-Belsen und organisierten Gedenkveranstaltungen. Erst seit 1987/88 wurde die Gedenkstätte durch die Einrichtung wissenschaftlicher Stellen und eines Besucherdienstes auf eine professionelle Basis gestellt. 1990 folgte die Eröffnung des erweiterten Dokumentenhauses. Kurze Zeit später begannen Jugendliche im Rahmen internationaler Workcamps, bauliche Relikte des ehemaligen Lagers freizulegen.

Mit der Aufnahme der Gedenkstätte in die Förderung des Bundes startete 2001 eine Phase grundlegender Neukonzeption, die den Bau eines Dokumentationszentrums samt Archiv, Bibliothek und ausführlicher Dauerausstellung wie auch Freilegungsarbeiten und landschaftsplanerische Umgestaltungsmaßnahmen umfasste. Die freiräumliche Neukonzeption ist noch nicht abgeschlossen.

Teilnehmer_innen eines Studientages beim Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Im Hintergrund das internationale Mahnmal, 27.03.2011. Foto: Katrin Unger, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

Teilnehmer_innen eines Studientages beim Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Im Hintergrund das internationale Mahnmal, 27.03.2011. Foto: Katrin Unger, Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

Kontakt

Der Besuch der Gedenkstätte mit Gruppen sollte gut vorbereitet sein. Dafür empfiehlt sich eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit den pädagogischen Mitarbeiter_innen, um Inhalte im Vorhinein abzustimmen und die Angebote optimal auf die Teilnehmenden auszurichten.

 

Anmeldung und Kontakt für pädagogische Angebote

Weitere Informationen zur anmeldung von Besuchergruppen auf der Website der Gedenkstätte

Gedenkstätte Bergen-Belsen
Anne-Frank-Platz
29303 Lohheide

www.bergen-belsen.de