Gedenkstätte Lager Sandbostel

Bildungsangebote

Ziel der gedenkstättenpädagogischen Arbeit der Gedenkstätte Lager Sandbostel ist die reflektierende Auseinandersetzung mit der Geschichte eines nationalsozialistischen Kriegsgefangenenlagers. Dazu zählen:

  • Informationen über den Aufbau und den Alltag eines Kriegsgefangenenlagers
  • Die Einbindung der Kriegsgefangenenlager in das nationalsozialistische Lagersystem
  • Die Auseinandersetzung mit Rechtsverletzungen gegen das Kriegsvölkerrecht
  • Die Auseinandersetzung mit dem bewusst in Kauf genommenen Massensterben der sowjetischen Kriegsgefangenen
  • Die Erinnerung an die Verbrechen an den KZ-Häftlingen im April 1945
  • Die Auseinandersetzung mit den Verantwortlichen
  • Die Entwicklung der Erinnerungskultur und die Geschichte der Gedenkstätte

Einzelbesucher_innen und Gruppen stehen eine umfangreiche zweiteilige Dauerausstellung, der Zugang zum Archiv (nach Anmeldung), eine umfangreiche Fachbibliothek und der Zugang zu den sanierten historischen Gebäuden zur Verfügung. Angebote in der Dauerausstellung sind mehrsprachig und an den Anforderungen der Inklusion orientiert.

Gruppen werden von ausgebildeten Begleiter_innen betreut.

Für Jugendgruppen und für Gruppen der Erwachsenenbildung wurden Dokumente und Exponate alters- und interessengerecht zusammengestellt.

Bildungsangebote der Gedenkstätte: Medienprojekt, 2012. Foto: Lars Hellwinkel, Archiv GLS

Bildungsangebote der Gedenkstätte: Medienprojekt, 2012. Foto: Lars Hellwinkel, Archiv GLS

 

Interaktive Rundgänge dauern je nach Absprache 2 bis 4 Stunden und schließen auf Wunsch den Besuch der historischen Gebäude und des ehemaligen Lagerfriedhofs in Sandbostel ein.

Studientage für Jugendliche oder Gruppen der Erwachsenenbildung ermöglichen eine vertiefte, dokumentengestützte Auseinandersetzung mit dem Geschehen zu unterschiedlichen Schwerpunkten. Empfohlen wird ein Zeitrahmen von bis zu 6 Stunden.

Medienprojekte für Schulgruppen der Sekundarstufe I und II geben Schüler_innen Gelegenheit zur Dekonstruktion des Geschehens und zur Rekonstruktion des eigenen Geschichtsverständnisses.

In Veranstaltungen für Multiplikator_innen können Lehrkräfte den historischen Ort kennenlernen und mit uns über die Angebote sprechen.

Gedenkprojekte für Jugendliche wie das Namensziegelprojekt und Visualisierungsprojekte beteiligen Jugendliche an der Zukunft der Erinnerung.

Internationale Jugendbegegnungen und -workcamps fördern interkulturelle Kompetenzen der Teilnehmer_innen und haben das Ziel, gemeinsam an der Aufarbeitung von Geschichte und der Erhaltung des Ortes zu arbeiten.

Historischer Ort

In Sandbostel richtete das Oberkommando der Wehrmacht ein nationalsozialistisches Kriegsgefangenenstammlager für den Wehrkreis X (Stalag XB) ein, das von 1939 bis 1945 bestand. Unter den Gefangenen waren Mannschaften, Offiziere, Marinesoldaten und Zivilinternierte, aber auch Frauen und Kinder aus 54 Nationen.

Ein Großteil der mehr als 313 000 Kriegsgefangenen wurde in Arbeitskommandos zur Zwangsarbeit in Landwirtschaft und Industrie versetzt. Zehntausende von sowjetischen und Hunderte von Kriegsgefangenen anderer Nationen kamen im Stalag XB oder seinen mehr als 1 100 Arbeitskommandos um.

Im April 1945 wurden KZ-Häftlinge aus dem KZ Neuengamme und seiner Außenkommandos in Todesmärschen in das Stalag XB gebracht. Mehr als 3 000 KZ-Häftlinge verloren in Sandbostel ihr Leben.

Nach der Befreiung durch die britische Armee am 29. April 1945 wurde das Lagergelände ununterbrochen nachgenutzt. Auf dem Gelände des ehemaligen Stalag XB blieben 22 historische Gebäude aus dem 2. Weltkrieg erhalten. Zeitzeugenaussagen, offizielle Dokumente der Wehrmacht und Bilddokumente spiegeln multiperspektivisch die Geschichte und Nachgeschichte des nationalsozialistischen Lagersystems sowie die Geschichte der Gedenkstätte wider.

Bildungsarbeit am historischen Ort: Spurensuche in historischen Unterkunftsbaracken, 2014. Foto: Carola Pliska, Archiv GLS

Bildungsarbeit am historischen Ort: Spurensuche in historischen Unterkunftsbaracken, 2014. Foto: Carola Pliska, Archiv GLS

Gedenkstätte

Sichtbar waren für die ab 1945 zahlreich nach Sandbostel reisenden Angehörigen der KZ-Häftlinge und die Armeebehörden der Kriegsgefangenennationen die anonymen Massengräber Tausender sowjetischer Kriegsgefangener sowie die rings um das Lagergelände lange erkennbaren Doppelgräber der KZ-Häftlinge. Erste Denkmale für die Opfer wurden errichtet.

In der deutschen Bevölkerung der Region dominierte die Verdrängung des Geschehens. Ein sowjetisches Ehrenmal wurde 1956 von der niedersächsischen Landesregierung während des Kalten Krieges abgetragen, das Friedhofsgelände mehrfach umgestaltet.

Erst ab den 1970er Jahren begann das bürgerschaftliche Engagement für eine Gedenkstätte. 1972 wurde eine Gedenkveranstaltung abgehalten. Ab 1980 begann ein jahrzehntelanger Streit um die Errichtung der Gedenkstätte, der erst durch die Gründung der Stiftung Lager Sandbostel im Jahr 2004 beendet werden konnte.

Seit 2007 wurden die Gedenkstätte am Ort des Geschehens und erste Bildungsangebote aufgebaut; mit der Eröffnung der Dauerausstellung am Gedenktag der Befreiung 2013 wurde die Sanierungsphase der Gebäude in Stiftungsbesitz abgeschlossen.

Die Gedenkstätte ist heute eine anerkannte Bildungsinstitution.

Die Geschichte der Gedenkstätte: Verdrängen wird zur Erinnerung. Jugendprojekt Visualisierung anonymer Gräber, Gedenkfeier 2012. Foto: Andrea Genest, Archiv GLS

Die Geschichte der Gedenkstätte: Verdrängen wird zur Erinnerung. Jugendprojekt Visualisierung anonymer Gräber, Gedenkfeier 2012. Foto: Andrea Genest, Archiv GLS

Kontakt

Der Besuch der Gedenkstätte, der Dauerausstellung und des Gedenkstättengeländes mit den historischen Gebäuden ist ganzjährig von Montag bis Freitag (9–16 Uhr) und an allen Sonn- und Feiertagen möglich.

Am zweiten und am vierten Sonntag im Monat werden jeweils um 13 und um 15 Uhr kostenlose Rundgänge angeboten.

Gruppen werden nach vorheriger Anmeldung per Telefon oder E-Mail an allen Wochentagen betreut.

Bitte suchen Sie das Gespräch mit der gedenkstättenpädagogischen Leitung per Mail oder unter den unten angegebenen Telefonnummern, um inhaltliche Schwerpunkte und Interessen oder die Vor- und Nachbereitung für Jugendgruppen rechtzeitig abzusprechen.

 

Anmeldung und Kontakt für pädagogische Angebote

Gedenkstätte Lager Sandbostel
Greftstraße 3
27446 Sandbostel

www.stiftung-lager-sandbostel.de