Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch hier.

 

Transport Bremen / Hamburg – Minsk 18. November 1941

Hans Leo Brumsack

aus Beverstedt

1915 - ?

Verfolgt als Jude

Mann
Hans Leo Brumsack im Büro des Textilkaufhauses „Gebrüder Schragenheim“, ca. 1932 (Archiv Familie Brumsack)

Hans Leo Brumsack wurde am 10. Januar 1915 in Beverstedt (Landkreis Cuxhaven) als Kind von Siegmund Brumsack und dessen Frau Elise Schragenheim aus Sehnde geboren. Siegmund betrieb zusammen mit seinem Bruder Markus, der im Ersten Weltkrieg 1915 fiel, eine Schlachterei in Beverstedt. Der Familie Schragenheim,  seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Sehnde ansässig, gehörte ein bekanntes Textilkaufhaus „Gebrüder Schragenheim“. Hans Leo sollte zusammen mit seinem Cousin Julius das Geschäft übernehmen, und beide absolvierten daher seit 1928 dort  eine kaufmännische Lehre.

Die Schlachterei und Viehhandlung des Vaters geriet schon 1935 aufgrund von Verfolgungsmaßnahmen in finanzielle Schwierigkeiten und musste 1937 an einen „arischen“ Schlachter verpachtet werden. In der Reichspogromnacht wurde Hans Leo von der Gestapo verhaftet, in das KZ Sachsenhausen eingeliefert und erst im Januar 1939 nach Beverstedt entlassen. Die Familie musste ihr Haus 1939 verkaufen und zog zur Mutter von Julius.

Hans Leos Cousin Julius arbeitete bereits seit dem 4. November 1938 in Hannover, entkam so der Verhaftung in der Reichspogromnacht und floh 1939 nach Großbritannien. Ihm folgte etwas später Annelise, die Schwester von Hans Leo.

Hans-Leo blieb bei seiner krebskranken Mutter Elise, die am 15. September 1941 starb. Am 17. November wurde er zusammen mit seinem Vater, seinen Tanten Emma und Rosa, seinem Onkel Arnold, seiner Cousine Grete zunächst nach Bremen gebracht und weiter nach Minsk deportiert. Dort wurden sie ermordet.

Hans Leo Brumsack, ca. 1938 (Archiv Familie Brumsack)

Hans Leo Brumsack, ca. 1938 (Archiv Familie Brumsack)

 

Weiterführende Informationen:

Infoblatt zum Schicksal jüdischer Einwohner Sehndes (Projektgruppe Stolpersteine 2012/Verfasserin: Dr. Regina Runge-Beneke)

Artikel über Julius Brumsack in Wikipedia

 

Autor: Jürgen Bohmbach, Stade
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