Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Heinz Samuel

aus Hagen bei Neustadt am Rübenberge

1908 - 1942

Verfolgt als Jude

Ehepaar
Arnold und Johanna Samuel um 1930. (Repro LHH – ZeitZentrum Zivilcourage)

Heinz Samuel wurde am 23. März 1908 als Sohn von Arnold Samuel (1880–1942) und seiner Frau Johanna, geb. Levi (1874–1942), in Hagen bei Neustadt am Rübenberge geboren. Dort betrieb die Familie eine florierende Schlachterei. Ihr Kundenkreis reichte bis Hannover.

1932 wählte das 450-Seelen-Dorf Hagen zu rund 80 % die antisemitischen Parteien NSDAP und DNVP. Die Familie geriet in die Isolation, die Bank kündigte Kredite, Arnold Samuel wurde aus der Handwerksrolle gestrichen. 1937 kaufte ein Konkurrent Haus und Geschäft. Die Familie zog daraufhin nach Hannover.

Heinz Samuel und seine Eltern wurden am 15. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Er wurde in den Tagen um seinen 34. Geburtstag herum wegen Tauschhandels im KZ Salaspils gehängt. Das Schicksal seiner Eltern ist unbekannt.

Dem Bruder Paul (Jg. 1905) blieb die Deportation durch seine „Mischehe“ erspart. Er war ab Ende 1944 jedoch in mehreren Lagern inhaftiert, kehrte aber nach Kriegsende nach Hagen zurück. Erst nach langem Rechtsstreit bekam er sein Elternhaus zurück. An den früheren Erfolg konnte seine Schlachterei nicht mehr anknüpfen: Die alten Vorurteile gegen „Judenpaul“ hielten sich im Dorf.

 

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage
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