Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Adolf Bachrach

aus Hannover

1890 - ?

Verfolgt als Jude

Menschen
Bernhard und Julie Bachrach mit ihren sechs Kindern, Hannover, um 1908. Adolf Bachrach steht in der hinteren Reihe rechts außen. (Repro: LHH – ZeitZentrum Zivilcourage)

Adolf Bachrach wurde am 17. August 1890 in Bodenwerder als Kind von Bernhard Bachrach (Jg. 1859) und Julie Bachrach, geb. Herz (Jg. 1861), geboren und hatte fünf Geschwister. Sein Vater arbeitete als Versicherungsinspektor und zog mit seiner Familie 1895 nach Hannover; ab 1906 wohnten sie gemeinsam in der Grotefendstraße 4. Adolf Bachrach erlernte des Beruf des Kaufmanns. Er blieb unverheiratet und zog im Mai 1940 aus der elterlichen Wohnung in die Bödekerstraße 39. Im September 1941 wurde er in das „Judenhaus“ Dieterichsstraße 28 in Hannover eingewiesen. Er wurde am 15. Dezember 1941 nach Riga verschleppt und kam dort zu Tode, das Todesdatum ist unbekannt.

Seine Eltern wurden am 23. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 18. November 1942 und 20. November 1943 starben. Adolf Bachrachs ältester Bruder Siegfried (Jg. 1887) war 1915 im Ersten Weltkrieg gestorben. Sein Bruder Friedrich (Jg. 1888) zog als Kaufmann nach Darmstadt. Von dort aus wurde er 1942 oder 1943 zusammen mit seiner Ehefrau Adele und dem Sohn Walter deportiert und ermordet.

Der Bruder Rudolf Bachrach wurde am 15. Dezember 1941 ebenfalls mit seiner Ehefrau Bertha Lewin nach Riga deportiert, wo sie zu Tode kamen.

Zwei Geschwister von Adolf Bachrach konnten der nationalsozialistischen Verfolgung entkommen: Sein Bruder Walter emigrierte nach einem mehrmonatigen Umschulungskurs zum Gärtner in der Gartenbauschule Ahlem im September 1933 nach Palästina. Hildegard Bachrach (Jg. 1897) arbeitete als Krankenschwester in Breslau und Kassel und emigrierte 1937 mit ihrem Ehemann Alfred Ehrlich nach Finnland, später dann Brasilien und Schweden. Für die Familie Bachrach wurden 2015 in der Grotefendstraße 4 und am Postkamp 18 in Hannover Stolpersteine verlegt.

Mehr Informationen:
Städtische Erinnerungskultur Hannover: Stolpersteine für die Familie Bachrach

 

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage

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