Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Osnabrück – Riga 13. Dezember 1941

Adolf Löwenstein

aus Osnabrück

1880 - ?

Verfolgt als Jude

Adolf Löwenstein, der am 5. Juni 1880 in Osnabrück geboren wurde, war das älteste der vier Kinder der Familie von Isidor und Emma Löwenstein, geb. Wolf. Der Vater starb bereits 1914 in Osnabrück. Im März 1939 musste die restliche Familie bis auf den Bruder Ernst, der bereits einen eigenen Hausstand gegründet hatte, in das „Judenhaus“ Kommenderiestraße 11 ziehen.

Adolf Löwenstein wurde bereits am 13. Dezember 1941 mit dem sogenannten Bielefelder Transport mit weiteren 35 Osnabrückern nach Riga deportiert. Nach Kriegsende wurde er „für tot erklärt“.

Die Mutter Emma Löwenstein wurde im Juli 1942 zusammen mit ihren Töchtern Olga und Thea nach Theresienstadt verschleppt, wo sie am 6. Oktober 1942 verstarb. Olga und Thea wurden am 29. Januar 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz „verlegt“. Beide wurden ebenfalls nach Kriegsende „für tot erklärt“. Der Bruder Ernst, geboren 1882, heiratete eine Christin. Ihr Sohn Hans gelangte 1937 im Alter von 14 Jahren nach England. Ernst Löwenstein kam im Juli 1943 in ein Zwangsarbeiterlager in Bielefeld, kehrte aber nach Osnabrück zurück. Ab Oktober 1944 war er dann im „Arbeitserziehungslager“ Ohrbeck interniert. Seine Frau musste seit Oktober 1944 Zwangsarbeit leisten. Beide überlebten die Verfolgung und die Zwangsmaßnahmen der NS-Zeit. Die Ehe mit seiner christlichen Frau Elisabeth hat Ernst Löwenstein vor der Deportation bewahrt.

 

Autor: Büro für Friedenskultur, Osnabrück

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