Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Osnabrück – Riga 13. Dezember 1941

Anna Pelz

aus Osnabrück

1883 - 1942

Verfolgt als Jüdin

Frau
Anna Pelz. (Stadt Osnabrück)

Anna Pelz war die Tochter des 1936 verstorbenen Geheimen Sanitätsrates Dr. Siegfried Pelz (1928 Ehrenbürger der Stadt Osnabrück, 1933 Ehrenbürgerschaft aberkannt, 1906 aus der jüdischen Religionsgemeinschaft ausgetreten). Nach dem Tode des Vaters verließ die Tochter das gemeinsame Wohnhaus an der Osnabrücker Natruper Straße 11, wohnte bis zum 10. März 1940 in der Friedrichstraße 14. Dann musste sie in das „Judenhaus“ an der Heger Straße 24 umziehen. Ab Mai 1941 bewohnte sie Räume im Erdgeschoss des Hauses der Familie Wilhelmine Ernst zu Eikern in der Blumenthalstraße 38.

Am 13. Dezember 1941 wurde sie mit 34 weiteren jüdischen Mitbürgern aus Osnabrück mit dem sogenannten Bielefelder Transport nach Riga deportiert. Zwei Tage zuvor war ihr Gepäck abgeholt worden. Am 12. Dezember wurde Anna Pelz durch drei Gestapobeamte aus ihrer Wohnung geholt und zur Sammelstelle in die Turnhalle der Schule am Pottgraben gebracht.

Anna Pelz wurde während der sogenannten Aktion „Dünamünde“ im Februar/März 1942 aufgrund körperlicher Gebrechen selektiert und ermordet. Unter dem Vorwand, sie würden für leichtere Arbeiten in eine Fischfabrik nach Dünamünde gebracht, fuhr man sie in den Wald von Biķernieki vor den Toren von Riga und erschoss sie dort in zuvor vorbereiteten Massengräbern.

 

Autor: Büro für Friedenskultur, Osnabrück
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