Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Frieda Kleeberg, geb. Weißenklee

aus Boffzen (Landkreis Holzminden)

1871 - ?

Verfolgt als Jüdin

Familie
Frieda Kleeberg am Tag der Einschulung ihrer Enkelin Ruth in der Wißmannstraße, 1940. (Stadtarchiv Hannover, Vorlass Gröne/Kleeberg, Nr. 62)

Hermann (1873 – ?) und Frieda Kleeberg (1871 – ?) betrieben eine Fleischerei in Boffzen im Landkreis Holzminden. Im Novemberpogrom 1938 wurden der Familienvater und der Sohn Walter im KZ Buchenwald inhaftiert. Nach ihrer Freilassung musste der Sohn innerhalb weniger Tage das Land verlassen, die Tochter Ruth war bereits in die USA ausgewandert. Die Eltern standen allein in feindseliger Umgebung. Ihr Sohn Erich (1902 – 1945), der mit Frau und Tochter in einer Zweizimmerwohnung in der Wißmannstraße 11 in Hannover lebte, holte sie zu sich. Frieda Kleeberg und ihr Mann Hermann wurden am 15. Dezember 1941 nach Riga deportiert, wo sie umkamen. Der Tag ihres Todes ist nicht bekannt.

Durch die protestantische Herkunft seiner Frau Maria (Jg. 1901) lebte der Sohn Erich Kleeberg in „Mischehe“. Dies ersparte dem Paar und ihrer Tochter Ruth (Jg. 1933) die Deportation, nicht aber das „Judenhaus“. Zuletzt lebte die Familie Kleeberg wie andere jüdisch-christliche Familien im „Judenhaus“ auf dem Gelände der ehemaligen Gartenbauschule Ahlem.

Nachdem Erich Kleeberg Körner vom Fußboden an seine Kaninchen verfütterte, kam er erst in Ahlem ins Gefängnis, dann über das KZ Neuengamme in das Lager Sandbostel. Dort starb er in den letzten Kriegstagen. Seine Frau und seine Tochter wurden in Ahlem befreit.

Für Frieda und Hermann Kleeberg sowie den Sohn Erich Kleeberg wurden 2010 in der Wißmannstraße 11 in Hannover Stolpersteine verlegt.

 

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage
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