Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Gerd Landsberg

aus Hannover

1926 - 2011

Verfolgt als Jude

Mann
Gerd Landsberg 1945. (Repro LHH – ZeitZentrum Zivilcourage)

Gerd Landsberg wurde am 31. Juli 1926 in Hannover als Sohn des Buchhalters Ludwig Landsberg und Franziska Landsberg, geb. Wolfstein, geboren und sehr liberal erzogen. 1933 wurde er in die damalige „Bürgerschule“ in Hannover am Altenbekener Damm eingeschult, der Wechsel auf eine höhere Schule blieb ihm verwehrt, so dass er 1937 auf die jüdische Schule wechseln musste. Nach der Trennung der Eltern musste Gerd Landsberg zusammen mit seiner Mutter mehrfach die Wohnung wechseln, ehe die beiden im September 1941 in das „Judenhaus“ Wunstorfer Straße 16 A eingewiesen wurden. Am 15. Dezember 1941 erfolgte über die Sammelstelle in Ahlem die Deportation in das Ghetto Riga. Von dort aus wurde er in das nahe gelegene KZ Kaiserwald gebracht; ihm wurde gestreifte Häftlingskleidung und eine Häftlingsnummer zugeteilt. 1944 wurde er mit dem Schiff nach Danzig-Neufahrtwasser gebracht, wo er das letzte Mal seine Mutter sah. Von dort aus gelangte er über das KZ Stutthof nach Buchenwald und dann in das Außenlager nach Bochum, wo er als Kranführer in der Kriegsproduktion eingesetzt wurde. Anfang April 1945 führte ihn ein Todesmarsch von Buchenwald aus nach Dachau. An seine dortige Befreiung konnte Gerd Landsberg sich nicht erinnern; er wachte in einem amerikanischen Lazarett auf.

Eine Ausreise in die USA nach 1945 scheiterte wegen einer Erkrankung. Bis 1956 zwangen die Folgen der Lagerhaft Gerd Landsberg immer wieder zu Krankenhausaufenthalten. Seine Alpträume ließen erst in den 1970er Jahren nach, als er sich mit seinen Erlebnissen auseinandersetzte. Gerd Landsberg verstarb 2011 in Hannover. Er ist auf dem Bothfelder Friedhof beigesetzt. Für seine Eltern wurden 2007 in der Stüvestraße 16 in Hannover Stolpersteine verlegt.

 

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage
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