Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch hier.

 

Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Gerhard Berkowitz

aus Hannover

1901 - ?

Verfolgt als Jude

Mann
Gerhard Berkowitz. (Repro LHH – ZeitZentrum Zivilcourage)

Gerhard Berkowitz wurde am 12. November 1901 in Königsberg geboren, als Sohn von David Berkowitz (1855 – 1941) und Esther Ernestine, geb. Schumacher (1869 – 1943). Er hatte drei Geschwister: Horst Egon (1898) sowie Harald und Dagmar.

Der musikalisch hoch begabte Gerhard Berkowitz arbeitete bis zu seiner Entlassung 1933 als Korrepetitor an der Oper. Seine Frau Else, geb. Steeg, war dort Sängerin. 1937 wurde die Tochter Birgit geboren.

Über das „Judenhaus“ in der Vereinsstraße (heute Ellernstraße) in Hannover wurde die junge Familie nach Riga deportiert, wo Gerhard Berkowitz Lagerpolizist wurde. Das Paar organisierte im Ghetto einige öffentliche Musikveranstaltungen; einmal erhielt es dafür sogar von den Bewachern ein Brot.

Else und Birgit Berkowitz wurden weiter nach Auschwitz verschleppt und starben dort im Gas. Gerhard Berkowitz zählte als Mitglied des Säuberungskommandos zu den letzten Ghettobewohnern. Auf der Flucht vor der Roten Armee nach Tallinn (Reval) ermordeten die Bewacher die gesamte Gruppe.

Die Mutter von Gerhard, Ernestine, kam 1943 in Theresienstadt um. Die Geschwister Harald und Dagmar emigrierten rechtzeitig nach England. Der Bruder Dr. Horst-Egon Berkowitz überlebte als sogenannter Judenkonsulent in Hannover und wurde am 10. April 1945 befreit. Bis ins hohe Alter arbeitete er als Rechtsanwalt in Hannover.

Für die Familie Berkowitz wurden 2013 in der Erwinstraße 3 in Hannover Stolpersteine verlegt.

 

Weiterführende Literatur:
Hans-Dieter Schmid und Karljosef Kreter (Hg.): Abgeschoben in den Tod. Die Deportation von 1001 jüdischen Hannoveranerinnen und Hannoveranern am 15. Dezember 1941 nach Riga. Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Heft 1, Hannover 2011

 

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage
Weitere Beiträge und Kontakt

 


Über das Projekt „Deportationen aus Nordwestdeutschland“