Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch hier.

 

Transport Osnabrück – Auschwitz 1. März 1943

Heinrich Winter

aus Osnabrück

1891 - 1943

Verfolgt als Sinto

Hütte
Baracken an der sogenannten Papenhütte in Osnabrück, nach 1945 (Medienzentrum Osnabrück)

Heinrich Winter wurde am 13. Januar 1891 als Sohn von Stanislaus Winter und Veronika Winter, geb. Franz in Hermannsburg geboren. Von Beruf war er Händler. Aus der Inhaftierungsbescheinigung geht hervor, dass er als Kraftwagenführer arbeitete. Aus einer anderen Bescheinigung geht hervor, dass er auch als Schausteller tätig war. Im Winter 1910 heiratete er in Holland Agatha Winter, geb. Schmidt. Gemeinsam hatten sie vier Kinder: Karoline (geb. 12. Oktober 1911), Sybille (geb. Sybilla, geb. 13. Juni 1913), Oswald (geb. 26. September 1918) und Helmut (geb. 5. Februar 1926). Zunächst lebte die Familie in Bremen, bis sie 1937 nach Osnabrück in die Bischofstraße 13 zog. Ein Jahr später erfolgte ein Umzug in die Süsterstraße 27, wiederum ein Jahr später in die Kommenderiestraße 19. Agatha Winter starb im Dezember 1940.

Ab 1939 wurde der sogenannte „Festsetzungserlass“ umgesetzt. Daher wurde Heinrich Winter und seinen Kindern im September 1942 ein neuer Wohnort an der „Papenhütte“ (Hausnummer 13) zugewiesen. Dabei handelte es sich um eine seit den 1920er Jahren bestehende Barackensiedlung am Stadtrand.

Am 1. März 1943 wurde Heinrich Winter von der örtlichen Polizei festgenommen und mit seiner Familie in das KZ Auschwitz deportiert. Das zurückgelassene Vermögen wurde eingezogen. Am 18. Dezember 1943 starb Heinrich Winter in Auschwitz. Seine Tochter Karoline wurde entweder am 28. Januar oder am 17. Januar ermordet. Sybille starb dort am 28. Februar 1944. Oswald wurde am 29. März 1944 ermordet. Wann Helmut in Ausschwitz starb ist unbekannt. Er wurde am 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

 

Autor: Büro für Friedenskultur, Osnabrück
Weitere Beiträge und Kontakt

 


Über das Projekt „Deportationen aus Nordwestdeutschland“