Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

Mehr zum Thema erfahren Sie auch hier.

 

Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Helmut Fürst

aus Hannover

1922 - 2012

Verfolgt als Jude

Mann
Helmut Fürst nach 1945. (Repro LHH – ZeitZentrum Zivilcourage)

Helmut Fürst kam am 28. Juni 1922 als Sohn der angesehenen Kaufleute Max Fürst (Jg. 1883) und Else (Elise) Fürst, geb. Jacoby (Jg. 1884) in Hannover auf die Welt. Das Geschäft in der Grupenstraße 19 – der heutigen Karmarschstraße – verkauften die Eltern im April 1933. Die Familie plante auszuwandern. Ihr ältester Sohn Heinz (Jg. 1914) emigrierte 1936 nach Südafrika. Im selben Jahr verließ der jüngere Sohn Helmut die Schule und machte heimlich eine Ausbildung zum Elektriker.

Am 15. Dezember 1941 wurde der 19-jährige Helmut zusammen mit seinen Eltern in das Ghetto Riga deportiert. Von Riga aus kam er zunächst in das KZ Salaspils, danach in das SD-Lager Lenta, wo er aufgrund seiner Vorkenntnisse zu Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Autowerkstatt herangezogen wurde. Vor dem Abzug der Deutschen aus Lettland retteten Hinweise von zwei Bewachern Helmut Fürst und einige Mithäftlinge vor der drohenden Erschießung. Russische Truppen befreiten die kleine Gruppe aus einem Versteck.

Seine Eltern hatte Helmut Fürst von Lenta aus zwei Mal im Ghetto besucht. Dann galten sie als verschollen, der Tag ihres Todes ist nicht bekannt. 1945 kehrte Helmut Fürst nach Hannover zurück und baute ein renommiertes Immobilienunternehmen auf.

 

Literatur:
Renate Riebe: Die Fürsts – Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie. Schriftenreihe der Gedenkstätte Ahlem,  Sonderedition, Hannover 2017

Autor: Landeshauptstadt Hannover – ZeitZentrum Zivilcourage
Weitere Beiträge und Kontakt

 


Über das Projekt „Deportationen aus Nordwestdeutschland“