Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hannover – Riga 15. Dezember 1941

Hulda Bienheim, geb. Grunsfeld

aus Duingen (Landkreis Hildesheim)

1872 - ?

Verfolgt als Jüdin

Haus
Das Haus in der Eckhardtstraße 1 in Duingen war drei Generationen lang im Besitz der Familie Bienheim. (Foto: Bernhard Gelderblom, 2008)

Hulda Bienheim wurde am 24. September 1872 im nordhessischen Hebenshausen geboren. Sie heiratete Martin Bienheim, der im Dorf Duingen (Landkreis Hildesheim) in der Eckhardtstraße 1 ein Einzelhandelsgeschäft besaß. Die Eheleute hatten vier Kinder, die bis auf den jüngsten Sohn Walter alle bald das abgelegene Duingen verließen. Martin Bienheim starb bereits 1914 im Alter von 46 Jahren.

Nach Aussagen von Verwandten hatte sich Hulda Bienheim früh mit dem Gedanken an eine Auswanderung vertraut gemacht. Sie war bereits vor 1939 nach Palästina gereist, um ich zu informieren und verfügte auch über ein Affidavit, das als Bürgschaftserklärung notwendige Bedingung für eine Einwanderung in das unter britischem Mandat stehende Land war.

Am 4. Januar 1937 verließ sie als letzte jüdische Einwohnerin Duingen und zog nach Hannover in die Kronenstraße 37a zu ihrem Sohn Walter, der dort seit kurzer Zeit wohnte. Mehrmals wechselte sie in der Folge ihren Aufenthaltsort. Ende August 1939 ging sie zu Verwandten nach Petershagen bei Minden, später zeitweise nach Bremen, wo ihre Tochter Anna Grünberg lebte.

Im Mai 1940 kam Hulda zurück nach Hannover. Sie zog in das jüdische Altenheim in der Ellernstraße 16, das die Stadt Hannover im September 1941 zum „Judenhaus“ erklärte. Von dort wurde sie am 15. Dezember 1941 im Alter von 69 Jahren in das Ghetto Riga deportiert. Der Tag ihres Todes ist nicht bekannt.

 

Weiterführende Informationen auf der Website des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V.: Die Dokumentation der Opfer der NS-Herrschaft in der Stadt Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont

Autor: Bernhard Gelderblom, Hameln
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