Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hildesheim – Braunschweig – Auschwitz 2. oder 3. März 1943

Hulda Franz (Hilda Stolte)

aus Hildesheim

1931 - 1943

Verfolgt als Sintizza

Kinder
Hilda (mit Kerze) bei ihrer Kommunion, 1938 (Privatbesitz Edith Nawroth)

Hilda Stolte wurde am 10. Januar 1931 als Hulda Franz im Hildesheimer Städtischen Krankenhaus geboren. Sie litt von Geburt an einer schweren Stoffwechselerkrankung und benötigte eine besondere Ernährung, die ihre Eltern, eine Sintifamilie, nicht gewährleisten konnten. Das Hildesheimer Jugendamt veranlasste daraufhin, dass Hulda in die Obhut der Pflegefamilie Stolte kam, wo eine Diäternährung möglich war. Hulda wuchs in der Familie Stolte auf, die ein drei Jahre älteres leibliches Kind namens Edith hatte. Sie wurde nun Hilda Stolte genannt. Mit sechs Jahren wurde sie in die Hohnsenschule in Hildesheim eingeschult, ihre Erstkommunion feierte sie mit sieben Jahren in der St. Godehard Kirche. Als sie zehn Jahre alt war, wurde sie, wie damals fast alle Mädchen, Mitglied im Bund Deutscher Mädel (BDM).

Im Rahmen der reichsweiten Erfassung der Sinti und Roma durch die „Rassenhygienische Forschungsstelle“ ab 1936 wurde auch Hulda Franz registriert und erkennungsdienstlich behandelt. Anfang März 1943 wurde sie verhaftet und zunächst in Hildesheim inhaftiert. Ihre Pflegemutter versuchte, bei der Polizei ihre Freilassung zu erwirken, konnte die Deportation aber nicht verhindern. Am 14. Juni 1943 starb Hulda Franz in Auschwitz.

 

Autor: Christian Wolpers, Celle
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