Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Osnabrück – Auschwitz 1. März 1943

Karl Weiß

aus Osnabrück

1885 - 1943

Verfolgt als Sinto

Akte
Aufstellung über die „zurückgelassenen Vermögenswerte“ von Karl Weiß, 1.9.1939 (Niedersächsisches Landesarchiv Standort Osnabrück)

Karl Weiß wurde am 17. Juni 1885 in Blankenburg geboren. Aus der Ehe mit Emilie Weiß, geb. Kirsch. gingen fünf Kinder hervor: Johann (geb. 1907), Jacob (geb. 1908), Anne, verh. Dusbaba (geb. 1909 oder 1910), Bertold (geb. 1912) und Elisabeth (geb. 1925). Karl Weiß war als Eigentümer von zwei Mehrfamilienhäusern in Osnabrück recht vermögend. In einem der Häuser, im Stadtteil Wüste, Ecke Sandstraße/Pappelgraben, wohnte er selbst mit seiner Familie.

Am 1. März 1943 wurde Karl Weiß mit seinen Kindern Jacob, Bertold und Elisabeth sowie seinen Neffen Bernhard und Karl-Josef Weiß sowie der Verlobten von Bertold, Hulda Lutz, von der Sandstraße 31 aus in das KZ Auschwitz deportiert. Hier wurde er am 3. Mai desselben Jahres ermordet.

Eine Aufstellung der Kriminalpolizei Osnabrück über die „zurückgelassenen Vermögenswerte“ gibt Auskunft über die mit der Deportation erfolgte umfassende Enteignung. Der Gesamtwert der Vermögenswerte war mit 11.650 RM ungewöhnlich hoch. Allerdings waren beide Grundstücke aus dem Besitz von Karl Weiß mit Hypotheken belastet. In einem Fall handelte es sich dabei um ein Darlehen seiner Schwiegertochter Bernhardine. Das wertvollste Stück aus dem Inventar war ein Radio der in den 1930er Jahren beliebten Marke Lumophon „mit Lautsprecherverstärker für den Jahrmarktbetrieb“, dessen Wert mit 1.000 RM veranschlagt wurde.

 

Autor: Büro für Friedenskultur, Osnabrück
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