Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Bremen / Hamburg – Minsk 18. November 1941

Max Löwenstein

aus Verden

1903 - ?

Verfolgt als Jude

Familie
Max und Senta Löwenstein mit ihren Kindern (Jürgen Weidemann, Verden)

Max Löwenstein wurde am 12. Juli 1903 in Verden geboren. Sein Vater Julius hatte ein angesehenes Textilgeschäft in Verden gegründet und war von 1931 bis zu seinem Tod 1934 auch Vorsteher der Jüdischen Gemeinde. Max und seine fünf Geschwister wuchsen in einer religiösen Familie auf, er besuchte die jüdische Elementarschule in der Synagoge und ging dann bis zur Mittleren Reife auf das Domgymnasium. 1935 heiratete er Senta Katz aus Paderborn.

Die Familie fühlte sich gesellschaftlich integriert. Erst nach dem Boykott 1933 und dem Tod des Vaters 1934 gingen die Umsätze des Geschäfts zurück, das 1937 von den Söhnen Gerhard und Max übernommen wurde. Dennoch bildete das Haus in der Großen Straße 43 bis 1939 noch ein offenes Haus für Söhne von Freunden und Bekannten, bis das Unternehmen stillgelegt wurde.

Nach der Pogromnacht wurden Max und Hans Löwenstein am 10. November 1938 verhaftet. Max wurde nach 14 Tagen entlassen und begann nun zögernd über die Emigration nachzudenken. Seine Geschwister wanderten der Reihe nach aus, auch seine Schwester Irene, die 1939 in Verden heiratete. Auch Amalie, die Mutter von Max, konnte sich noch 1940 retten. Im Haus Große Straße 43, das ihnen nicht mehr gehörte, lebten 1941 nur noch Max und Senta Löwenstein mit ihren kleinen Kindern Eva und Manfred.

 

Weiterführende Literatur:
Werner Schröter / Joachim Woock: „Stolpersteine“. Biografien aus Verden. Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus, Verden 2009 (pdf-Download auf der Seite des Vereins für Regionalgeschichte Verden e.V.)

 

Autor: Jürgen Bohmbach, Stade
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