Carla Mindus wurde 1926 als Tochter des Textilkaufmanns Josef Mindus und seiner Frau Frieda geboren. Die Eltern hatten ihr Geschäft bereits von Carlas Großvater übernommen. Mit sechs Jahren wurde Carla in die Helmstedter Lutherschule eingeschult. Nach Indoktrination durch die Religionslehrerin, die vor den christliche Kinder schächtenden Juden gewarnt hatte, brach eine frühere „arische“ Spielkameradin entgegen dem erklärten Willen ihrer eigenen Eltern die Beziehung zu Carla ab. Da jüdischen Kindern im November 1938 der Schulbesuch untersagt worden war, wechselte die Zwölfjährige im April 1939 an die jüdische Gartenbauschule in Ahlem. Ihre Eltern konnten erst im Sommer folgen. Am 3. September 1941 wurden Carla und ihr Vater in das „Judenhaus“ Ohestraße 8/9 in Hannover eingewiesen, über das weitere Schicksal der Mutter ist nichts bekannt
In dieser Zeit traf sie ein Helmstedter zufällig in der verdunkelten Straßenbahn. Als Jüdin musste sie draußen auf der Plattform stehen. Der knappe Wortwechsel nach dem Aussteigen ergab, dass Carla sich wie in einem Ghetto fühlte und kaum etwas zu essen hatte. Zu einem weiteren Treffen kam es jedoch nicht, da Carla zum verabredeten Zeitpunkt nicht erschien.
Am 15. Dezember 1941 wurden Carla Mindus und ihr Vater von Hannover aus nach Riga deportiert. Sie wurden nach dem Krieg für tot erklärt.
1998 wurde im Eingangsbereich des Rathauses eine Gedenktafel für die Helmstedter Opfer der Shoah angebracht, unter ihnen auch Carla Mindus. Vor dem Grundstück Kornstraße 5 (das zwangsverkaufte Wohn- und Geschäftshaus der Familie Mindus wurde 1939 abgerissen) wurden 2011 drei Stolpersteine für Carla Mindus und ihre Eltern gesetzt.
Literatur:
Susanne Weihmann: „Die sind doch alle weggemacht“. Helmstedter Juden 1933-1945, Helmstedt 1996.
Autorin: Susanne Weihmann, Helmstedt
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