Josef Mindus hatte sein Textilgeschäft von seinem Schwiegervater übernommen, dem jüdischen Kaufmann Julius Waldbaum. Bei Waldbaum wurden eher niedrigpreisige Textilien angeboten. Josef Mindus verstand es auch, seine Waren anzupreisen. Manchmal stand er auf den Eingangsstufen des kleinen Fachwerkbaus und rief die neuesten Angebote mit lauter Stimme aus – so, wie wir es heute vom Wochenmarkt gewohnt sind.
Im Helmstedter Rathaus jedoch war Bürgermeister Curt Drechsler schon seit längerem der Meinung, der „Jude Mindus“ habe aus Helmstedt zu verschwinden: Bereits Monate vor der Reichspogromnacht verhandelte Drechsler daher hinter dem Rücken von Josef Mindus mit „arischen“ Interessenten über einen Verkauf des Textilgeschäftes. Der Handel kam allein deshalb nicht zustande, weil sich dem rheinischen Verhandlungspartner nach dem 9. November 1938 noch ein besseres Schnäppchen bot.
In Helmstedt wurde beim Novemberpogrom 1938 das Geschäft Waldbaum geplündert und dessen Einrichtung zerstört, Josef Mindus wurde zusammengeschlagen. Danach wurde seine Textilhandlung endgültig geschlossen, das Haus in der Kornstraße zwangsverkauft. Es folgte die Inhaftierung von Josef im KZ Buchenwald. Nach dem von den Umständen erzwungenen Umzug mit Ehefrau Frieda und Tochter Carla nach Ahlem bei Hannover, der Umsiedlung in das „Judenhaus“ Ohestraße 8/9 in Hannover und der Deportation am 15. Dezember 1941 verlieren sich die Spuren von Josef Mindus und seiner Tochter Carla im Ghetto Riga.
1998 wurde im Eingangsbereich des Rathauses eine Gedenktafel für die Helmstedter Opfer der Shoah angebracht, unter ihnen auch Josef Mindus. Vor dem Grundstück Kornstraße 5 (das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Mindus wurde 1939 abgerissen) wurden 2011 drei Stolpersteine für Josef und Frieda Mindus und ihre Tochter Carla gesetzt.
Literatur:
Susanne Weihmann: „Die sind doch alle weggemacht“. Helmstedter Juden 1933-1945, Helmstedt 1996.
Autorin: Susanne Weihmann, Helmstedt
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