Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Die Deportationen in die Vernichtungslager bildeten im nationalsozialistischen Deutschland für verschiedene Bevölkerungsgruppen den Abschluss einer radikalisierten Diskriminierung und Entrechtung. Das Ziel war eine nach rassistischen Kriterien „reine Volksgemeinschaft“. Nur wenige der Verschleppten überlebten den Massenmord.

Die Biografien der Opfer aus Nordwestdeutschland zeigen den Prozess der stufenweisen Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die prägnant gehaltenen Texte beantworten dabei nicht alle Fragen. Sie können aber als Ausgangspunkt für weitere Recherchen vor Ort dienen.

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Transport Hamburg – Riga 6. Dezember 1941

Hermann Feingersch

aus Celle

1927 - ?

Verfolgt als Jude

Junge
Hermann Feingersch in Celle, um 1940. (Familie Eyal/Feingersch, Israel / Stadtarchiv Celle, Slg. Jüd. Familien)

Hermann Feingersch wurde am 16. Juni 1927 geboren und wuchs in Ovelgönne auf. Er war das jüngste von insgesamt zehn Kindern der Eheleute Rebekka und Isaak Feingersch. Die Eltern stammten aus der russischen Stadt Odessa und waren 1912 nach Deutschland emigriert. Sein Vater wurde während des Ersten Weltkrieges als angeblich „Staatenloser“ interniert und gelangte so nach Ovelgönne.

Die Familie zog 1937 nach Celle und wohnte zuletzt im Haus Im Kreise 23, das im Besitz der Jüdischen Gemeinde war. Hermann Feingersch besuchte zunächst die Blumläger Schule. Vom 12. August 1940 bis zum 4. Januar 1941 war er landwirtschaftlicher Schüler in der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem. Die Ausbildung dort diente seit 1933 vor allem dem Zweck, die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Nach der Rückkehr war er in der Gaststätte Winckelmann in dem Dorf Burg bei Altencelle gemeldet. Eventuell musste er dort Zwangsarbeit verrichten. Er wurde im Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern über Lüneburg nach Hamburg und von dort am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert. Dort verliert sich seine Spur.

Isaak Feingersch

Rebekka Feingersch

Mehr Informationen:
Stolpersteine Familie Feingersch auf der Website der Stadt Celle

Autorin: Sabine Maehnert, Stadtarchiv Celle
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